BR-Beitrag zum Start der elektronischen Patientenakte (ePA) vom 29.04.2025
Dr. Oliver Abbushi startet heute in seiner Hausarztpraxis im Landkreis München mit der elektronischen Patientenakte (EPA). Nach einem Test vor der Sprechstunde ist sein erster Eindruck positiv. Er sieht Vorteile für Patienten durch Zugriff auf frühere Befunde.
Sicherheit und Datenschutz haben für ihn oberste Priorität. Das persönliche Arzt-Patient-Vertrauensverhältnis bleibt für Dr, Abbushi zentral. Ab Oktober wird die EPA-Nutzung für Praxen, Kliniken und Apotheken verpflichtend. Patienten nutzen die EPA freiwillig und können den Zugriff über eine App steuern oder widersprechen.
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BR24-Interview mit Dr. Oliver Abbushi zum Start der elektronischen Patientenakte (ePA) vom 16.04.2025
Dr. Oliver Abbushi sieht die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) mit gemischten Gefühlen.
Einerseits begrüßt er die Digitalisierung. Ein wichtiger Vorteil der ePA sei, dass unnötige Doppeluntersuchungen vermieden und Wechselwirkungen früh erkannt werden könnten.
Andererseits bleibt Skepsis, besonders wegen möglicher Sicherheitslücken und Hackerangriffen. Abbushi fordert eine unabhängige Einschätzung, z. B. vom Chaos Computer Club, zur tatsächlichen Sicherheit des Systems. Darüberhinaus haben sich im Test Ladezeiten und organisatorische Probleme teils als hinderlich herausgestellt.
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Hausarzt-Information zur Datenbefüllung Ihrer ePA vom 31.01.2025
Bitte beachten Sie das beiliegende Informationsblatt zur Datenbefüllung Ihrer ePA. Zusammenfassung der Patienteninformation zur elektronischen Patientenakte (ePA):
- Ihre Krankenkasse stellt Ihnen die elektronische Patientenakte (ePA) zur Verfügung.
- Ihre Hausarztpraxis speichert automatisch aktuelle Behandlungsdaten in Ihre ePA, wenn diese elektronisch vorliegen.
- Dazu gehören Befunde, Arztbriefe und Labordaten.
- Auf Wunsch können weitere Daten wie Therapiepläne oder eAU-Bescheinigungen hinzugefügt werden.
- Sie können der Speicherung besonders sensibler Daten (z.B. psychische Erkrankungen) in der Praxis widersprechen.
- Ihre Krankenkasse hilft bei Fragen zur ePA weiter.
- Sie haben das Recht, der Speicherung von Informationen in Ihrer ePA grundsätzlich zu widersprechen.
- Dieser Widerspruch erfolgt über die ePA-App oder die Ombudsstelle der Krankenkasse, nicht in der Arztpraxis.
Vollständiger Wortlaut des BR-Interviews vom 16.04.2025
BR24: Vor der Sendung hat sich der Chef der Stiftung Bayerischer Hausärzte Verband, Dr. Oliver Abbushi, in seinem London-Urlaub Zeit für uns genommen. Ich habe ihn zu allererst gefragt, ob sich die Hausärzte schon auf die EPA freuen und auch schon fit dafür sind.
Dr. Abbushi: Wir haben als Hausärzte auf jeden Fall gemischte Gefühle. Wir freuen uns natürlich, dass in Sachen Digitalisierung was vorwärts geht und dass wir uns insgesamt moderner aufstellen können. Aber wir haben auch immer noch ziemliche Bauchschmerzen zu verschiedenen Themen.
Erst mal die tatsächlichen Praxisabläufe, da hören wir aus den Testregionen durchaus unterschiedliche Einschätzungen. Zum Teil sind die Ladezeiten ziemlich lang, sodass das kontraproduktiv ist für den Praxisablauf. Aber natürlich auch nach wie vor gewisse Datenschutzbedenken, die wir als Ärzte haben.
Wir müssen uns an die Schweigepflicht erinnern. Und wie wichtig es uns ist, dass das persönliche Arzt – Patientverhältnis auch ein solches nennenswertes Arzt – Patientverhältnis bleibt. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Da haben der eine oder andere noch ganz schöne Kopfschmerzen.
BR24: Herr Abbushi, apropos Patienten. Was erwartet uns Patienten denn? Sollen wir erst mal mitmachen oder vorerst vielleicht erst mal widersprechen? Was raten Sie uns denn?
Dr. Abbushi: Ich würde mich zumindest als Patient mit dem Thema auseinandersetzen. Es gibt eine ganze Menge Patienten von uns oder zum Beispiel Praxisangestellte, wo ich es gemerkt habe, die gesagt haben: nein, das würde ich nie im Leben machen. Da sind ja alle meine Daten drin. Ich kann ja nicht selektieren, psychiatrische Befunde, orthopedische Befunde, alles Mögliche, was eben bis dato anfällt, wenn die aPA beladen wird, gefüllt wird.
Das ist nicht jedem Recht. Es ist auch nicht jedem Recht, dass jeder Arzt alles auf einmal sehen kann. Das ist aus ärztlicher Sicht oft eine gute Sache weil wir natürlich die Patienten und die Situation besser einschätzen können.
Aber es sollte sich jeder aktiv damit beschäftigen. Und die, die das tun, da entscheiden sich eine ganze Menge auch gegen die ePA.
BR24: Das klingt alles erst mal ziemlich negativ. Wo spüren wir Patienten denn vielleicht auch mal eine Verbesserung durch diese Akte? Geht bei Diagnose und Therapie vielleicht alles plötzlich viel schneller?
Dr. Abbushi: Wir können uns natürlich schon, besonders auch längerfristig, erhoffen, dass einfach durch die Sammlung aller Befunde, aller Diagnosen, auch der Medikamente, ungute Wechselwirkungen zum Beispiel unterbleiben. Dass man frühzeitig was erkennt, was nicht zusammenpasst. Dass Untersuchungen auch nicht mehrfach erfolgen müssen, sondern dass da nur die wenigsten, manche auch wegfallen können, weil man einfach die Ergebnisse des Kollegen einsehen kann.
Also, es hat schon einen Mehrwert für den Patienten und auch, wie gesagt, für uns Ärzte, wenn wir auf einen Blick die wichtigsten Informationen zur Verfügung haben.
BR24: Aber, Herr Abbushi, meine Röntgenbilder, die liegen ja dann irgendwo auf einem Server, immerhin in Deutschland. Wie sicher ist denn das System vor Hackern?
Dr. Abbushi: Ja, da gibt’s also immer wieder Berichte und auch Fälle, dass Praxen gehackt werden. Der Chaos Computer Club hat einige Lücken- und Bruchstellen aufgezeigt, wo Hacker eintreten können. Laut Herrn Lauterbach, der, glaube ich, jetzt seinen Lebenswerk noch vollenden will hier in den letzten Tagen, ist das Ganze jetzt auch auf einmal „safe“.
Ich hab da schon noch gewisse Zweifel und ich würde ganz gerne hier auch die Einschätzung vom Chaos Computer Club hören. Ob denn er auch wirklich zufrieden ist mit dem, was jetzt verbessert wurde, dazu hab ich bis jetzt leider noch nichts gehört.
BR24: Das sagt Dr. Oliver Abbushi. Vielen Dank.
Dr. Abbushi: Gerne.
Links
Kurzlink auf diese Seite: https://pro-epa.de
Video des BR-Beitrags vom 29.04.2025: https://www.ardmediathek.de/video/br24/
Video des BR-Beitrags vom 16.04.2025: https://youtube.com/watch?v=m62MMuItx6U
YouTube-Kanal der Hausarztpraxis Dr. Abbushi: https://youtube.com/@oliverabbushi